Die Vollversammlung der Jusos Dresden möge beschließen und an die Landesdelegiertenkonferenz der Jusos Sachsen weiterreichen mit dem Ziel der Einbringung auf dem Landesparteitag der SPD Sachsen:

„Das als Herbizid deklarierte Glyphosat soll so bald als möglich in Sachsen nicht weiter im Handel sein und auch nicht auf jedweder Fläche in Sachsen ausgebracht werden.“

Begründung

Seit 1974 ist der Wirkstoff Glyphosat als Unkrautvernichter zugelassen. Eine besondere Bedeutung erlangt es seit 2004. Seit dieser Zeit kann gentechnisch verändertes Saatgut mit Resistenz (Fa. Monsanto) gegen selbiges im Ackerbau verwendet werden (nicht EU). In der Folge ergaben sich hohe Ernten durch entsprechendes Unterdrücken von Unkräutern mit weiterem massiven Einsatz dieser Kombination in weiten Teilen der Landwirtschaft v.a. Südamerikas.

Resistenzen sorgen für Probleme

Durch das Aufkommen von Resistenzen bei Unkräutern – und somit sinkenden Ernten, zum Teil unter dem Niveau vor Glyphosat – gegen Glyphosat sind zusätzlich immer größere Mengen aufwändiger (Flugzeuge) auf Agrarflächen auszubringen.

Das hat einen höheren Anteil von Glyphosat in der Umwelt zur Folge. Die beobachteten Auswirkungen des Unkrautvernichters „Round Up“ (Fa. Monsanto) sind bei Eu- und Porkaryonten, Tieren, Pflanzen, Pilzen und Menschen beobachtet worden. So finden sich in ausgesetzten Individuen Gedeihstörungen, Embryopathien, Aborte, Hepato-, Reno-, Pulmo-, und Cardiotoxizität.

Erhöhte Belastungen in Futtermitteln sind seit 2012 auffällig geworden durch Leistungsabfall, unstillbare Wunden, Kraftlosigkeit und Apathie zum Teil mit konsekutiver Letalität bspw. bei Milchkühen.

„Hysterie“ beherrscht die Debatte

Betrachtet man das Thema länger, so ist die schier überschaubare Literatur, die unerschöpfliche Zahl an Quellen, Stellungnahmen und Bewertungen Ausdruck von Unsicherheit, Strukturlosigkeit und Verwirrung. [1],[2],[6], [7]

Bspw. leitet das BfR (Bundesministerium für Risikobewertung) eine Erklärung von ihrer Bewertung der Unbedenklichkeit so ein:

„Wie wirkt Glyphosat in Pflanzen?

Glyphosat hemmt das Enzym 5-Enolpyruvylshikimat-3-phosphat (EPSP)-Synthetase, das in Pflanzen für die Biosynthese der Aminosäuren Phenylalanin, Tyrosin und Tryptophan essenziell ist. Dieses Enzym kommt bei Tieren und beim Menschen nicht vor.“ (kursiv = von uns bearbeitet) [4]

Schon allein dieser Satz hinterlässt beim Leser viele Interpretationsspielräume – es bleibt offen, warum darauf nicht weiter eingegangen wird.

Nur weil ein Enzym beim Menschen nicht existiert (der interessanterweise keine Pflanze ist), ist der Schluss auf die Unwirksamkeit beim Menschen nicht gerechtfertigt. Selbstverständlich wird das nicht behauptet, aber auch nicht ausgeschlossen – da es schlicht nicht möglich ist.

Generell liest sich diese Bewertung alles andere als neutral. So wird vielen Labors die „Gute Laborpraxis“ abgesprochen, Toxizität auf Embryonen wird bei Einzeldosen getestet und der Vergleich mit dem vollen Pflanzenschutzmittel selbst nicht durchgeführt. Der Respekt vor Studien auch in anerkannten Journalen scheint hier zu fehlen. [5]

Eine bekannte Studie [3]

der Veterinärmedizin des Uniklinikums Leipzig beinhaltet so auch Hinweise auf:

– Förderung auch wie humanpathogener Bakterien (Cl.perf., Cl.tet., Cl.bot., Sal.spp.)

– Hemmung salutogenetischer Bakterien (Entcc.spp., Lact.spp.)

– Embryotoxiztität

– Nephro- und Hepatotoxizität

– Systematisch in der Futterkette

– Herabsetzung von Wundheilung und Infektabwehr (generalisiertes Herabsetzen des zellulären Turn-Overs  Wirkung von klassischen Chemotherapeutika)

Die Ursache ist hier in der Tatsache der Chelatbildnereigenschaften (Bildung fester, schwer löslicher Verbindungen mit Metallen, häufig Spurenelemente) zu suchen. Aus diesem Grund kann dieses „Herbizid“ nicht selektiv wirken.

Auch hierzu gibt es eine Gegendarstellung des BfR:

– Messmethoden zum Teil ungenügend, Referenzwerte werden nicht angegeben

– Ergebnisse fragwürdig, da Futterstoffe nicht eindeutig vorgemessen und klassifiziert

– Keine Kausalitäten nachweisbar

[4]

Man kann jedoch entgegenhalten:

– Ökologische Studie – natürlich keine Kausalitäten nachweisbar!

– Messmethoden sind klassische Methoden in der Medizin, natürlich nicht in der analytischen Chemie

– Die generelle Anfälligkeit dieser Studie ist klar, sie ist auch kein Beweis, sondern ein Hypothesengenerator  Korrelationen!

– Die Studie untersucht nicht die Wirkung eines Einzelstoffes, sondern die Gesamtheit des Umweltgiftes (Glyphosat vs. Round Up) und seine potentiellen Auswirkungen

Die Kritik des BfR ist damit zwar grundsätzlich berechtigt, aber dem Studientyp (ökologische Studie, Beobachtungsstudie) geschuldet. Dieser muss jedoch bei epidemiologischen und klinischen Studien gewählt werden.

Eine Kausalität, die der Vorgehensweise bei der Zulassung von Höchstwerten bei potentiellen Umweltgiften angewandt wird, kann gar nicht erzeugt werden.

Es ist davon auszugehen, dass die Wissenschaftler des BfR das wissen. Die Frage dieser unnötigen Kritik stellt sich.

Es lässt sich als generelles Problem festhalten:

viele Studiendesigns, viele Mess-Methoden, viele Cut-Offs, viele Ein-und Ausschlussfaktoren, viele unbeachtete Variablen

à keine Einheitlichkeit

à keine Kausalitäten möglich, nur Korrelationen

Man muss in der Debatte jedoch differenzieren

1. Glyphosat als Chelatbildner

à Dosis-Wirkungs-Beziehungen (welche Dosis, einzeln oder kumulativ, Zeiträume, Zusätze, Verabreichung, welcher Organismus, welche Messmethode)

2. eindeutige Futtermittelabhängigkeit der Befunde?

Seit 1974 zugelassen  warum erst jetzt diese Verwerfungen?

à massiver Einsatz seit Gentechnik!

à nicht nur beim Tier, sondern auch Wirkung beim Menschen

(Epidemiologie!)

3. Herbizidbeimischungen müssen beachtet werden

à dienen der besseren Wirkung

à In welchen Ländern

à Welche Mengen

à Welche Stoffe

à superadditive Effekte dieser mit Glyphosat auf die Targets

4. Nebeneffekte der Monokultur der Landwirtschaft

à Andere Herbizide, höhere Dosen

à Resistenzen von „Unkräutern“ (Unkraut?)

Die Basis der Forderung ist das Vorsorgeprinzip

„Die Anwendung des Vorsorgeprinzips gehört […] zum Risikomanagement, erfolgt also dann, wenn wegen der wissenschaftlichen Unisicherheit keine umfassende Risikobewertung möglich ist, die Entscheidungsträger aber der Meinung sind, dass das festgelegte Schutzniveau für die Umwelt und die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen bedroht sein könnte.“

(Kommission der Europäischen Gemeinschaft, 2.2.2000) [8]

Dies trifft auf die Diskussion um Glyphosat und Round Up eindeutig zu.

Auf diesem Hintergrund bauend, bewerten wir folgende Forderungen als sinnvolle:

  1. Solange die Ungefährlichkeit auf Mensch, Tier, Bakterien und Pilze nicht eindeutig geklärt ist, ist ein weiteres Zuführen von Glyphosat zu unterbinden.

Die Richtwerte von Glyphosat im Futtermittel sollten zum Schutz der Tiere und des Menschen im zweistelligen ng/kg-Bereich in ausgeschiedenen Flüssigkeiten liegen.

  1. Besondere Stufenuntersuchungen (kumulative Dosis und Einzeldosen) bei humanen Zellkulturen zum eindeutigen Ausschluss der Pathogenität für den Menschen sind notwendig. Wichitge zu untersuchende Aspekte, die reproduziert werden müssen, sollen sein

– Embryonale Auswirkungen (bspw. Homöobox-Gene und downstream

Regulatorproteine, Transkriptionsinduktionen)

– Hormonell (Wirkung auch auf Rezeptoren)

– Cell cycle check points

– Immunmodulation

– Auswirkungen der Chelatwirkung auf die Homöostase der Zelle

Bereits stattgehabte Untersuchungen können einbezogen werden

  1. systemische Auswirkungen müssen untersucht werden für Glyphosat und für das gesamte Mittel Round Up (ggf. superadditive Effekte)

– Absorption

– Reaktion/Interaktion

– Elimination

– Verteilungsvolumina (Extra/Intrazellulär, Halbwertszeiten, etc.)

– Exekretion (Überprüfung von Restbeständen  ökolog. Kreislauf!

– Systemische Wirkungen wie auf Regelkreisläufe (v.a. Wirkung als Hormon und/oder Cytokin)

Quellen:

[1] http://www.glyphosat.de/startseite

[2] http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/roundup-und-gentechnik-pflanzen.html

[3] http://www.zivilcourage.ro/pdf/Risiko-Glyphosat.pdf

[4] http://www .bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zur_gesundheitlichen_bewertung_von_glyp hosat-127823.html

[5] http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045%2815%2970134- 8/fulltext

[6] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-135322521.html

[7] http://www.faz.net/aktuell/wissen/natur/glyphosat-macht-der-unkrautvernichter-krebs- 13685121-p4.html

[8] http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=COM:2000:0001:FIN