sprache2 = programmiersprache xor fremdsprache, sprache3 = programmiersprache xor fremdsprache

Während es im Jahr 1500 vielleicht hilfreich war, Sprachen wie Latein oder Altgriechisch zu sprechen, dienen diese Sprachen heute nur noch Medizinstudierenden, um sich die Namen von Knochen und Muskeln besser merken zu können. Auch moderne Fremdsprachen wie Spanisch oder Französisch, die von vielen Schüler:innen auch nach sieben Jahren Lernen kaum alltagstauglich beherrscht werden, haben durch die weite Verbreitung des Englischen und gut funktionierenden Übersetzungs-Apps an Bedeutung verloren.

Immer wichtiger wird im Informationszeitalter dagegen der Umgang und das tiefe Verständnis von Software bis auf die Ebene der Programmiersprachen. Programmiersprachen sind künstliche bzw. formale Sprachen. Ähnlich wie natürliche Sprachen besitzen diese eine eigene Semantik und eine spezielle Syntax. Solche Sprachen wirklich zu meistern, kann je nach ihrer Komplexität Jahre des Trainings benötigen. Ähnlich wie bei anderen Sprachen gilt auch hier: Je früher mit dem Erlernen angefangen wird, desto einfacher fällt es, die Grundsätze zu erlernen. Außerdem hilft ein tiefes Wissen über den Aufbau und die Anwendung einer Programmiersprache dabei, schnell eine weitere zu erlernen. Ein modernes Schulsystem sollte also unbedingt das Erlernen einer Programmiersprache aktiv fördern und nicht vollständig in Ganztagsangebote oder den viel zu selten angebotenen Informatikunterricht auslagern.

Im Informationszeitalter sind wir alltäglich umgeben von Software: am Handgelenk, in der Hosentasche, am Arbeitsplatz, in der Wohnung, … Wenn jedoch etwas nicht mehr funktioniert, sind die meisten von uns schnell aufgeschmissen. Wer im 21. Jahrhundert Programmiersprachen beherrscht, kann sich nicht nur selbst helfen, sondern ist in der Lage Abhängikeiten von großen Konzernen zu überwinden: Software ist das Produktionsmittel des Informationszeitalter, welche vergesellschaftet werden muss, indem die Kompetenzen allen zur Verfügung gestellt werden. Gemeinschaftlich entstehen große OpenSource-Projekte, von denen alle profitieren.

Daher wollen wir, dass in sächsischen Schulen neben dem klassischen Angebot, als zweite Fremdsprache eine natürliche Fremdsprache zu erlernen, auch die Auswahlmöglichkeit „Künstliche und Formale Sprachen für Programmierung“ angeboten wird. In diesem Fach sollen dabei eine oder mehrere Programmiersprachen sowie die zugehörigen Hintergrundkonzepte und formale Sprachtheorie erlernt werden. Schüler:innen die als zweite Fremdsprache eine natürliche Fremdsprache erlernen, sollen zudem die Möglichkeit haben als dritte Fremdsprache „Künstliche und Formale Sprachen für Programmierung“ zu belegen. Ziel ist, diese Wahlmöglichkeit an allen Schulen anzubieten.