Feminismus
Bei der Bezahlung, bei der Aufteilung von Fürsorgearbeit, in den Führungsetagen, bei häuslicher Gewalt, beim Selbstbestimmungsrecht: Auch, wenn sich schon einiges getan hat, macht es eben doch einen Unterschied, ob du ein weißer cis-Mann bist oder nicht.
Die Berufe, die mehrheitlich von Frauen, weiblich gelesenen PersonenDas sind Personen, die aufgrund ihrer äußerlichen Eigenschaften als weiblich gesehen werden. und BIPOC ausgeübt werden, sind schlechter bezahlt. In vielen Vorständen von Unternehmen jeder Größe sucht man sie vergeblich und auch in den Parlamenten sind sie weniger vertreten. Doch das lässt sich ändern. Deshalb wollen wir ein Paritätsgesetz für Parlamente, flächendeckende Tarifverträge, ein Recht auf gleiche Bezahlung und eine umfassende Frauenquote in Führungsetagen.
Wir kämpfen für eine gerechte Aufteilung der Elternzeit, damit alle Elternteile gleichberechtigt Verantwortung übernehmen können. Außerdem wollen wir das Ehegattensplitting abschaffen, damit Paare nicht in alte Rollenmuster gedrückt werden.
Auch im Bereich Gesundheit gibt es eine Diskriminierung aufgrund von Gender und Hautfarbe. Die Norm ist momentan der Körper eines durchschnittlichen weißen Mannes. So werden Unterschiede bei Symptomen und Krankheitsbildern in der Forschung oft übersehen, da sich große Teile der Forschung und erhobenenen Daten nur auf eine falsche Norm beziehen.
Dieses Phänomen, auch Gender Data Gap genannt, existiert allerdings nicht nur in der Medizin. Auch in anderen bereichen führt es zu Diskriminierung und sogar lebensgefährlichen Situationen. Wir möchten weg von einer Welt, in der alles für den durchschnittlichen weißen Mann gemacht ist.
Jede von uns kennt ob wissentlich oder nicht mehrere als weiblich gelesene Personen, die schon einmal sexuelle Gewalt erfahren haben. Am häufigsten passiert das im privaten Umfeld durch (Ex-)Partner. Betroffene von Stalking, Gewalt oder Hatespeech im Netz müssen endlich ausreichend geschützt werden und Unterstützung erhalten. Und auch Femizide müssen endlich als das benannt werden was sie sind: Morde an FINT* aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Geschlechteridentität.
Und zur Gleichberechtigung gehört ebenso, dass wir endlich §218 und §219 aus dem Strafgesetzbuch streichen. Diese kriminalisieren Schwangerschaftsabbrüche und verbieten Ärzt:innen, über Abbrüche zu informieren. Klare Rahmenbedingungen sind uns dabei natürlich trotzdem wichtig: Öffentliche Krankenhäuser müssen Abbrüche anbieten, die Beratung vor einem Abbruch muss ergebnisoffen und freiwillig sein und im Medizinstudium muss das Thema behandelt werden. Aber das muss nicht im Strafgesetzbuch stehen. Our body, our choice!
Warum braucht es intersektionalen Feminismus?
Was ist intersektionaler Feminismus? – Intersektionaler Feminimus konzentriert sich auf die Stimmen derjeniger, die überlappende, gleichzeitige Formen von Unterdrückung erleben, um diese in ihrer Komplexität zu verstehen und bekäpfen zu können.
Wenn wir von Feminismus reden, fordern wir also die Gleichstellung aller Menschen. Doch im Gegensatz zu dem historischen Feminismus, ist es uns dabei sehr wichtig diese Gleichstellung nicht nur auf die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts zu beziehen. Denn viele als weiblich gelesene Personen erfahren eine Überlagerung von verschiedenen Diskriminierungen tagtäglich, so wie beispielsweise Rassismus, Antisemitismus oder Klassismus.
Zudem distanzieren wir uns klar von queerfeindlichem Feminismus, der beispielsweise nicht anerkennt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt und Transfrauen nicht als Frauen anerkennt. Nicht nur leiden alle als weiblich gelesenen Personen unter der Vorherrschaft des Patriarchats, sondern Queere Menschen zudem oft unter Queerfeindlichkeit.
Gender Pay Gap
„Die Politik sollte Rahmenbedingungen setzen, um mehr Frauen als Vorbilder in männlich konnotierten Rollen – und umgekehrt – zu ermöglichen, beispielsweise durch Geschlechterquoten für Führungspositionen und eine Ausdehnung der Partnermonate beim Elterngeld, die Vätern einen Anreiz geben würden, sich stärker an der Kinderbetreuung zu beteiligen.“ (Katharina Wrohlich)
Hinter dem Begriff Gender Pay Gap verbirgt sich das geschlechterspezifische Lohngefälle, sprich die Differenz des durchschnittlichen Bruttoverdienstes der Frauen im Vergleich zum Bruttoverdienst der Männer. Der derzeitige Gender Pay Gap Deutschlands beläuft sich auf ca. 18%. Im europaweiten Vergleich schneidet Deutschland damit verhältnismäßig schlecht ab. Fundamentale Unterschiede gibt es hier auch zwischen Ost und West. Während im Westen Deutschlands Frauen durchschnittlich 20% weniger verdienen, sind es im Osten lediglich 6%. Gründe für die Lohnlücke sind zum einen die unterschiedlich gut bezahlten Berufsbranchen. Während Männer häufig besser entgeltet Berufe einschlagen, arbeiten Frauen öfter in Teilzeit, vor allem, um nebenbei das Familienleben zu organisieren. Zudem haben Frauen seltener Führungspositionen inne als Männer.
Während der Gender Pay Gap Ausschluss über die unterschiedliche Entlohnung der Geschlechter gibt, berücksichtigt diese nicht alle Faktoren, die einen direkten Einfluss auf die Bezahlung haben. So werden Einflussfaktoren wie Bildungschancen, Berufserfahrung oder Berufsbranchen bei der Berechnung des genderspezifischen Lohngefälles nicht beachtet. In wie fern patriarchalische Gesellschaftsstrukturen eine zahlenmäßige Auswirkung auf den Gender Pay Gap haben ist schwer zu erfassen. Unzureichende Kinderbetreuungsangebote oder verankerte Geschlechterklischees (wie z.B. dass Mütter mehr für die Kindererziehung verantwortlich sind als Väter) führen oft zu einer Teilzeitbeschäftigung von Frauen während Männer ihren Vollzeitjob beibehalten können. Dies verringert Aufstiegschancen erheblich. Verdeutlicht wird dies durch den erheblichen Größenunterschiedes des Gender Pay Gaps in Ost und West. Gründe für das deutlich geringere Lohngefälle im Osten Deutschlands sind besser ausgebaute Kinderbetreuungsmöglichkeiten und eine weniger präsente klassische Rollenverteilung.
Schwerwiegende Folgen hat der Gender Pay Gap vor allem im Alter. Der Gender Pension Gap liegt in Deutschland bei ca. 45% (Stand 2017). Frauen sind somit häufiger von Altersarmut betroffen als Männer.
Unsere Forderung zur Schließung des Gender Pay Gap:
- Gehälter bedingungslos offen legen
z.B. „Equal Pay Act“ (Dänemark) alle Gehälter müssen offen gelegt werden um mögliche Lohnunterschiede zwischen den Geschlechter kenntlich zu machen. Folge in Dänemark: der Gender Pay Gap ist um 7% gesunken - Kinderbetreuungsmöglichkeiten ausbauen
Müttern soll es möglich sein, Vollzeit zu arbeiten und Familie unter einen Hut zu bringen - Väter müssen einen größeren Teil der Kindererziehung übernehmen
Das kommt nicht nur den Kindern zu Gute, sondern entlastet Mütter und zeigt ihnen neue Berufliche Möglichkeiten auf. - Mehr weibliche Vorbilder in klassisch männlich konnotierten Rollen
Um dies zu erreichen ist vor allem eine Frauenquote in Führungsbereichen zweckhaft.
Gewalt gegen Frauen
Trigger Warnung: Im folgenden Text geht es um sexualisierte Gewalt, wenn das für dich ein besonders schweres Thema ist solltest du das vielleicht lieber nicht lesen. Wenn du Hilfe brauchst kannst du unter der Nummer 0800 22 55 530 das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch montags, mittwochs und freitags von 9 bis 14 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 20 Uhr bundesweit, kostenfrei und anonym erreichen.
Die meisten Mädchen* und Frauen* erleben schon im jungen Alter sexualisierte oder geschlechterorientierte Gewalt. Diese reicht von Catcalling auf der Straße, über Hatespeech im Internet bis hin zu unerwünschten Berührungen und Mord. Ein Drittel der Frauen* zwischen 15 und 74 Jahren gaben an, „körperliche und/oder sexuelle Gewalt“ erfahren zu haben. Das entspricht 62 Millionen Frauen*.
Etwas, was fast jede Frau* täglich erlebt ist das sogenannte Catcalling. Das beginnt bei Zuzwinkern, Hinterherpfeifen, sexuellen Gesten und Kommentaren und reicht bis hin zu Beleidigungen. Dies mag zwar auf den ersten Blick für Außenstehende harmlos wirken, weshalb häufig nicht eingegriffen wird und so ein Verhalten von Männern in den Medien oft normalisiert wird und als lustiger Gag oder gar als Kompliment gilt. Frauen* werden dabei auf ihren Körper reduziert. Für die meisten Frauen* ist diese Objektifizierung weder lustig noch ein Kompliment. Sie wissen nicht wie sie reagieren sollen,fühlen sich Männern ausgeliefert und ohnmächtig.
Bei verbalen Übergriffen bleibt es oft nicht. Für viele Frauen* ist es Alltag gegen ihre Einwilligung berührt zu werden. Laut einer Studie im Auftrag der europäischen Kommission wurden bereits 40-50% der weiblichen und 10% der männlichen Arbeitnehmer*innen Opfer von sexueller Belästigung (Quelle). Das sind erschreckende Zahlen. Noch erschreckender ist der Fakt, dass in den Jahren 2009-2020 in Deutschland über 6.000 Fälle sexueller Nötigung angezeigt wurden (Quelle). Das ist mehr als einer pro Tag! Da jedoch nur die wenigsten Fälle angezeigt werden, ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch viel höher ist.
Frauen* entscheiden sich oft gegen eine Anzeige. Das heißt nicht, dass diese Fälle nicht stattfinden sondern, dass die Betroffenen noch immer nicht die notwendige Unterstützung bekommen, die sie brauchen um diese schambehafteten Erfahrungen anzusprechen. Es kommt auch vor, dass den Opfern selbst die Schuld an einem Übergriff gegeben wird. Dieses Phänomen nennt man Täter- Opfer Umkehr. Beispielsweise wird zu Frauen*, die sexuelle Belästigung erleben, gesagt sie seien selbst Schuld an einem Übergriff, da sie aufreizende Kleidung tragen würden oder falsche Signale gesendet hätten. Opfer von sexueller Gewalt sind nie selbst Schuld und wir müssen ihnen glauben und sie unterstützen anstatt sie für ihre Situation selbst verantwortlich zu machen. Sogar bei Vergewaltigungen kommt es vor, dass das Umfeld die Schuld beim Opfer sucht. Nur 5 bis 15 % der Vergewaltigungen in Deutschland pro Jahr angezeigt werden und davon nur 8,4% verurteilt. (Quelle)
Auch Femizide werden von der deutschen Justiz und Gesellschaft nicht ernst genommen. Femizide sind Morde an Frauen* aufgrund ihres Geschlechtes. Ein häufiges Motiv ist die Trennungsabsicht der Frau*. Diese Morde sind keine Einzelfälle. Jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine (Ex-)Partnerin zu ermorden. Jede Woche werden durchschnittlich 3 Frauen* ermordet (Quelle). In oder nach einer Beziehung umgebracht zu werden ist eine reale Gefahr für Frauen*. Der Bundesgerichtshof hat grundlegend entschieden, dass die Tötung nicht als niedrig zu bewerten ist, wenn „die Trennung von dem Tatopfer ausgeht und der Angeklagte durch die Tat sich dessen beraubt, was er eigentlich nicht verlieren will“ (Quelle). Dies bedeutet, dass Täter strafmildernde Umstände bekommen können, wenn die Trennung von der Frau ausging. Das zeigt wie sehr patriachale Besitzmuster selbst in den Gesetzen noch vorhanden sind. Wenn Männer nach Trennungen Frauen* und Kinder töten, da sie der Ansicht sind diese könnten, oder solltenen ohne sie nicht leben und würden ihnen allein gehören, wird dies oft als „Familientragödie“ oder „Drama“ abgetan. Die Ernsthaftigkeit der Situation wird verleugnet und die im Patriachat verwurzelten Beweggründe der Täter werden nicht als solche erkannt. Von der Politik (Quelle) fordern wir endlich eine konsequente Umsetzung der Istanbul-Konvention (Quelle). Diese fordert entgegen der derzeitig üblichen Rechtssprechung strafschärfende Umstände bei Femiziden an ehemaligen Partnerinnen. In allen Fällen sollen die Rechte der Opfer von sexualisierter Gewalt in den Mittelpunkt aller Maßnahmen gestellt werden. Aber auch die Gesellschaft ist gefragt. Männer sollten ihr Verhalten ständig reflektieren und wir alle müssen Opfern von sexualisierter Gewalt zu glauben und uns mit ihnen zu solidarisieren. Es könnte jede* treffen.
Anmerkungen: Dieser Text thematisiert die sexualisierte Gewalt gegen Frauen*: Es gibt natürlich auch männliche und nicht binäre Opfer von sexualistierter Gewalt. Mit welchen wir uns auch solidarisieren. Unsere Absicht damit war nicht andere Opfer unsichtbar zu machen. Das im Text verwendete Sternchen hinter Frauen* bedeutet, dass wir uns auf alle Menschen beziehen, die sich als “Frau” definieren. Bei Männern haben das Sternchen bewusst weggelassen, da diese sexualisierte Gewalt besonders von cis-Männern ausgeht.
Unsere Aktionen in Dresden
Wir fordern umfassende Maßnahmen, um die Situation von Frauen* zu verbesessern. Für viele unserer Forderungen haben wir bereits mehrheiten innerhaön der SPD gefunden. Doch wir werden weiter Druck machen, um schnellstmöglich Entwicklungen voranzutreiben. Hier ein kleiner Einblick in unsere Aktionen in Dresden: